Tschüss Besitz

Ich hab mich nie für eine Minimalistin gehalten. Also ich meine diese Minimalisten, bei denen es um Besitz (bzw. Nicht-Besitz) geht. Und wenn man den Begriff ganz „klassisch“ und eng fasst, werde ich das auch nie sein. Ich mag es gemütlich. Mit Deko und Bildern an der Wand und Kissen und sowas halt. Aber wenn man mal (wie wir gestern bei unserem Garten- und Garagenflohmarkt) fast den ganzen Besitz auf einem Haufen sieht, frage ich mich doch, wie es so weit kommen konnte. Diese Masse an Besitz. Teilweise noch unbenutzt. Doppelt in Besitz. Ich hab manchmal voll den Überblick verloren, was ich eigentlich schon habe und was nicht. Ich meine damit nicht unsere 1000 CDs oder Bücher, die auch eine halbe Bibliothek füllen könnten. Die haben wir gehört, gelesen, geliebt. Und doch gibt es heute (gerade im Bereich Musik und Film) ja deutlich platzschonendere Möglichkeiten in der digitalen Welt. Also: weg damit. Genauso wie mit dem 3. Spritzbeutel (😱🙈), der 20. Brotdose (damit man immer eine in Reserve hat…) und dem Spielzeug, aus dem die Kinder schon seit drei Jahren rausgewachsen sind. Ganz zu schweigen von den zu kleinen Klamotten, die seit Jahren gelagert und gehortet werden.

Ich bin leider auch überhaupt nicht der Flohmarkttyp. Ich finde es nervig, alles zu packen, irgendwo in aller herrgottsfrühe hin zu fahren, alles im halbdunkel wieder auszupacken und aufzubauen, während schon Schnäppchenjäger mit Taschenlampen von Stand zu Stand schleichen und nach Schmuck und Elektro fragen. Dann später wird gefeilscht. Am liebsten wollen die Leute alles umsonst. Egal, ob es ein super erhaltenes Markenteil oder die Erbtasse von Tante Mathilda ist. Dann packt man irgendwann wieder ein, fährt nach Hause und räumt wieder alles aus und ab in Keller, Dachboden, whatever. Und am nächsten Tag geht’s dann vermutlich direkt zu Ikea oder Depot, denn jetzt ist ja wieder Platz. Und Geld hab ich auch eingenommen 🙈

Da lobe ich mir doch tatsächlich unseren gestrigen Gartenflohmarkt. Ok, also die Arbeit war die Hölle. Wir hatten mega Stress. Alles packen , räumen, schleppen. Mein Knie hat sich quasi verabschiedet, ich hab Muskelkater, fiesen Sonnenbrand und bin echt fertig. Aber wir konnten so viele schöne Sachen an liebe Menschen geben. Es waren nur nette Leute da. Viele davon Freunde und Nachbarn. Da sehe ich unsere Schätze in guten Händen.

Nun ist unser Besitz schon erheblich geschrumpft. Und wir hatten ein ausgesprochen gemütliches Frühstückspicknick auf dem Wohnzimmerteppich. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich nie wieder an nem Eßtisch sitzen will. Aber ich denke, es schadet nicht, wenn wir uns alle ab und zu klar machen, dass Besitz allein nicht glücklich macht und es einem auch mit weniger gut gehen kann.

Also weiter geht’s. Die restlichen Sachen wollen noch verkauft und verschenkt werden. Und der Platz in unserem Raum zum Einlagern ist sehr begrenzt und nur für die wichtigsten Besitztümer vorgesehen. Der Countdown läuft. In 8 Tagen geht der Flieger.

6 Gedanken zu „Tschüss Besitz“

  1. Ach Wahnsinn. Ein Auszug ist ja schon heftig, aber sich von allem zu entledigen….Ich bewundere euren Mut, eure Nerven und den glauben daran, den richtigen Schritt zu gehen. Wie kommen eure Kinder damit zurecht? Meine heulen schon dem verschrumpelten mcDo Luftballon hinterher….
    Alles Gute auf den letzten Metern in die Freiheit,
    Elli

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  2. Ich beneide euch um euren Mut alles aufzugeben und euch ins Abenteuer zu stürzen. Der Umzug vor Jahren war schon total befreiend. Einfach mal alles durchsichten und entscheiden, 9b es mit darf oder nicht. Doch nach 8 Jahren hat sich hier schon wieder so vieles angesammelt und doch möchte ich den Stress eines Umzuges nicht noch einmal. Doch es wird Zeit sich von Dingen zu trennen. Peu a peu.

    Euch wünsche ich ganz viel Freude und tolle Abenteuer.

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  3. Ich finde es wirklich so mutig von euch, nicht nur den Besitz sondern auch die vermeintliche Sicherheit aufzugeben. Wobei die vermeintliche Sicherheit ja gar nicht sicher ist. Wir haben uns im Frühjahr von vielen Dingen getrennt. Ich habe einen großen Container bestellt und dann wurde aussortiert und entsorgt. Was noch zu gebrauchen war, haben wir gespendet, den Rest entsorgt. Das war so ein befreiendes Gefühl, dass es gut war, das der Container irgendwann voll war. Und vermisst haben wir noch nichts.
    Ich wünsche euch schon jetzt eine tolle Reise und bin sehr gespannt auf eure Berichte … Elke

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    1. Danke Elke 💕 einen großen Container bestellen und sich trennen ist auch ein echt großer Schritt. Sich zu entscheiden, sich massiv von Sachen zu trennen, ist schwer und dann doch sooo befreiend 😊

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